Die Wied und ihre Blockschutthalden


Natura Trails – Auf Entdeckungstour durch Bayerns Naturjuwelen

Bayern begeistert mit einer beeindruckenden Vielfalt an Landschaften – von nahezu unberührten Berggipfeln bis hin zu über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaften. Diese Regionen bieten nicht nur Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, sondern stehen oftmals auch unter besonderem Schutz – etwa als Landschafts- oder Naturschutzgebiete, Nationalparks oder Natura 2000-Gebiete. Ziel ist es, diese wertvollen Räume langfristig zu bewahren und gleichzeitig im Einklang mit der örtlichen Bevölkerung erlebbar zu machen.

Natura Trails laden dazu ein, die Natur bewusst zu entdecken und ihre verborgenen Schätze kennenzulernen.

Die Wied – ein besonderes Stück Natur in Pommelsbrunn

Das Gebiet „Wied“ liegt südlich des Schleußbergs und reicht vom Kriegerdenkmal bis hinauf zu den Blockschutthalden am Steilhang. Abgesehen von einem Streuobstbestand im unteren Drittel, war dieses Areal immer ein offenes Hanggelände mit freiem Blick.

1954 konnten die NaturFreunde Pommelsbrunn in der westlichen Ecke dieses Gebiets ihr Vereinsheim errichten. Damals zogen sich Geröllfelder von der Burgruine Lichtenstein bis an den Waldrand über dem Ortsteil Höfen – ein wenig genutzter Abschnitt, der den NaturFreunden für ihr Haus überlassen wurde.

Als in den 1950er Jahren die Beweidung mit Kühen endete, begann die Landschaft zu verbuschen. Viele der alten Obstbäume wurden schnell von Wildwuchs und Waldreben überwuchert. In kleinen Schritten versuchten die NaturFreunde gegen diesen Trend anzugehen – zunächst eher im Stillen. Erst ab den 1980er Jahren änderte sich auch im Naturschutz das Bewusstsein: Der Erhalt alter Kulturlandschaften und ihrer Artenvielfalt rückte in den Fokus.

Ein wichtiger Impuls kam vom Bund Naturschutz: Mit Unterstützung der Naturschutzbehörden wurde das einstige Hutanger-Gebiet „Wied“ Teil eines Pflegeprogramms. Seitdem arbeiten viele Beteiligte gemeinsam daran, diese besondere Landschaft zu erhalten.

 

Ein Hotspot der Artenvielfalt

1987/88 dokumentierte der Biologe Andreas Hemp die Vegetation oberhalb der Zufahrt zum Naturfreundehaus. Seine Pflegeempfehlungen dienen bis heute dem Erhalt der vielfältigen Strukturen.

Durch frühere Beweidung entstanden dort typische Halbtrockenrasen mit Silberdisteln und Enzianen. Hangrutschungen und kalkhaltige Gesteinsschichten formten Blockschutthalden – bedeutende Rückzugsorte für seltene Arten wie das Berghellerkraut oder den Rasensteinbrech. Auch der vom Aussterben bedrohte Apollofalter lebt hier, ebenso wie Feuersalamander, Schlingnatter oder Ödlandschrecke.

Diese waldfreien Schutthalden zählen zu den wenigen ihrer Art in Mitteleuropa und sind wissenschaftlich von großem Interesse. Die angrenzenden wärmeliebenden Ahorn-Lindenwälder geben zudem einen Einblick in einstige Waldformen nach der letzten Eiszeit.

Insgesamt wurden auf der Wied 30 Pflanzengesellschaften mit 274 Pflanzenarten (darunter 13 Rote-Liste-Arten) dokumentiert. Zudem fanden Forscher über 200 Schmetterlingsarten, 37 Vogelarten sowie 10 Heuschreckenarten.

 

Ein lebendiges Naturparadies direkt vor unserer Haustür – entdecke es mit offenen Augen und wachem Herzen.